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Quaki, der tapfere Frosch

Quaki wohnte mit ganz vielen anderen Fröschen in einem Wassergraben. Sie hatte noch zehn andere Geschwister und eine Mama und einen Papa. Und nicht zu vergessen, einen Opa, eine Oma, Cousins und Cousinen. Also eine sehr große Familie! Die kleinen Frösche spielten den ganzen Tag miteinander. Ab und zu sprangen sie auf den Rand des Grabens und schauten sich die Welt dahinter an. Diese war sehr groß…Mit einer grünen Weide um sie herum und in der Mitte stand ein großer Bauernhof. Die Frösche hatten auch einen Quak-Chor gegründet.

An Sommerabenden gaben sie manchmal ein Quak-Konzert. Das war wunderschön und alle Tiere in der Umgebung kamen um zuzuhören. So hatten sie ein schönes Leben in ihrem Wassergraben. Das wäre auch weiter so gewesen, hätte der Bauer, der auf dem Bauernhof wohnte, nicht eines Tages beschlossen ein großes Wagenrad auf einen Pfosten oben auf seinen Schuppen zu legen. Opa Quak, ein dicker, alter Frosch, der den ganzen Tag auf einem Seerosenblatt döste, war der erste, der es sah. „Quaki, Quaki, komm mal her, eine Katastrophe ist geschehen!“, quakte Opa. Quaki kam angehüpft, denn er hörte auf seinen Opa. „Jetzt musst du einmal gut schauen, Quaki“, sagte Opa. „Denn, falls mich meine alten Froschaugen nicht trügen, dann ist dort auf dem Dach von dem großen Schuppen ein Pfosten mit einem Wagenrad darauf zu sehen. Stimmt das?“ Quaki schaute und nickte danach. „Und weißt du, was das bedeutet?“, fragte Opa sie. „Nein, Opa“, sagte Quaki. „Das dachte ich mir“, quakte Opa. „So kleine Frösche wie du wissen noch nicht, was es dort draußen alles so gibt. Ich werde es dir erzählen. Auf diesem Rad entsteht ein Storchnest. Das ist jedenfalls, was der Bauer damit bezwecken möchte. Und wenn dort wirklich ein Storch beginnt ein Nest zu bauen, bedeutet das große Gefahr für uns, denn Storche essen Frösche! So ist das!“ Quaki, die geduldig gewartet hatte bis Opa zu Ende gequakt hatte, fragte: „Was ist ein Storch, Opa?“ Opa schaute ertappt. „Ein Storch? Naja…ähm…das ist halt ein Storch, ne? Früher, als ich noch ein kleiner Frosch war, wie du jetzt, gab es hier einen. Ein großer, weißer Vogel mit einem langen orangenen Schnabel, der immer auf einem Bein so lang wie eine Stelze neben dem Graben lauerte in der Hoffnung einen Frosch zu erwischen um ihn zu fressen…Ich habe damals ein paar Familienmitglieder verloren…“ Opa Frosch wischte sich seine Froschtränen weg, die über seine Wangen gelaufen waren. „Zum Glück ist der Storch um den Herbst rum weg, er fliegt weg und kommt nie wieder. Deswegen hast du auch noch nie einen gesehen. Aber jetzt da das Wagenrad auf dem Pfosten ist, wird das Ungeheuer wiederkommen! Das ich in meinem Alter so etwas noch mitmachen muss!“ Opa springt vom Seerosenblatt ans Ufer und macht es sich im Matsch  gemütlich um sich schlafen zu legen. Es dauerte nicht lange bis alle Frösche vom Wassergraben wussten, dass ein Storch kommen würde. Die meisten hatten noch nie einen gesehen.

Aber die Älteren, wie Quakis Opa, konnten die gruseligsten Geschichten erzählen…Dann passierte eine ganze Zeit nichts und nach einer Weile hatten die meisten Frösche den Storch wieder vergessen. Bis sie an einem frühen Morgen von einem seltsamen Geräusch aus dem Schlaf schreckten. Es klang als ob ein paar Kinder ein paar Äste aneinander schlugen. Die Frösche sprangen auf die Seerosenblätter und schauten sich neugierig um. Und dann...sahen sie plötzlich in der Ferne auf dem Wagenrad, das auf den Pfosten gespannt war, einen großen weißen Vogel auf langen Stelzenbeinen der dieses seltsame Geräusch mit seinem orangenen Schnabel machte. Die Frösche quakten erschrocken durcheinander: „Der Storch ist gekommen! Der Storch ist da!“ Und sie sprangen alle unter Todesangst wieder in den Wassergraben und verschwanden unter der Wasseroberfläche. Von diesem Tag an war der Frieden vorbei.

Alle Frösche von den kleinsten bis zu den größten mussten auf der Hut sein, denn der Storch stampfte mit seinen langen Stelzenbeinen am Wassergraben vorbei und oh weh! wenn er einen Frosch zu fassen bekam! Der verschwand so in seinem roten Schabel. Quaki konnte es nicht mehr aushalten und Opa machte sich Sorgen, denn er konnte sich auch nicht mehr auf seinem Seerosenblatt sonnen und dösen. Sie mussten immer auf der Hut vor dem Ungeheuer sein! Nach einiger Zeit gewöhnten sich die Frösche an die Gefahr und wurden auch wieder mutiger. Auch Opa wollte wieder probieren aus dem Wasser zu kommen. Das tat er an einem frühen Morgen. Vorsichtig krabbelte er auf ein Seerosenblatt und schaute in die Runde. Die Sonne schien immer wärmer und Opas Augen wurden immer schwerer…Sie fielen ihm zu und Opa schlief ein. Inzwischen war der Storch wach geworden und hatte Hunger. Er stapfte zum Wassergraben um zu schauen, ob er einen Frosch erwischen konnte. Und…ja! Der Storch sah einen dicken, fetten Frosch, der seelenruhig auf einem Seerosenblatt schlief. Das war Quakis Opa….Der Storch öffnete seinen großen Schnabel und…schwupp! Da flog Opa Frosch durch die Luft. Er erschreckte sich zu Tode und quakte so laut er konnte! Das hörte Quaki.

„Hilfe!!! Das ist mein Opa!“, rief sie und sprang aus dem Wassergraben. Dort sah sie den Storch stehen, auf einem Bein. Das andere hatte er erhoben und Opa Frosch hing daran in der Luft. „Schnell“, dachte Quaki, „gleich ist es zu spät! Ich muss mir was ausdenken!“

Ein kleines Stück vor Quaki waren Schilfgräser, die sich im Wind wiegten. Quaki zog eines der Gräser aus der Erde und…kitzelte damit den Storch an seinem erhobenen Fuß.

Der Storch konnte das nicht aushalten. Er musste lachen und lies dadurch Quakis Opa fallen! Plumps. Da fiel Opa wieder in den Wassergraben. Schnell sprang Quaki zu ihm um zu schauen, wie es ihm ging. Opa ging es zum Glück ganz gut! Nur sein Froschhintern tat etwas weh und er war natürlich noch immer sehr unter Schock. Was waren die Frösche froh, dass es nochmal gut gegangen war mit Opa! Und Quaki? Die war natürlich der Held oder besser gesagt die Heldin des Tages!

 

Schreiber: Bonnie Veendorp

Aus: Drents Veurleesboek

Übersetzung: Aylin Bedir